Das war die CSD-Saison 2016 - Bangemachen gilt nicht!

© Martin Stiewe
© Martin Stiewe

14 Demonstrationen bzw. Veranstaltungen zum Christopher-Street-Day gab es in diesem Jahr in Norddeutschland. Sie alle sind zusammengeschlossen in der CSD NordKooperation / dem CSD Nord e.V. Mit dem mittlerweile 9. Rosa Tag im Heide-Park endete im September die jährliche Großkampfzeit für Gleichberechtigung und Akzeptanz von Schwulen, Lesben, Bi- und Intersexuellen und Transpersonen.

 

Weit über 600.000 Menschen sind von Aurich bis Greifswald, von Kiel bis Magdeburg auf die Straße gegangen. Sie haben Flagge gezeigt und Stellung bezogen. Sie haben der Homophobie die Stirn geboten und ein kraftvolles Zeichen für eine bunte und vielfältige Gesellschaft gesetzt.

 

»Normal ist, wer Menschen achtet«, hieß es in Hamburg. »Vielfalt ist sexy« in Schwerin und  »Vielfalt überwindet Grenzen« in Braunschweig. Ein klares Statement gegen die immer stärker werdenden Ausfälle von AfD-Politikern sowohl gegen Homo- und Transsexuelle, als auch gegen eine bunte und offene Gesellschaft generell. »Danke für nix« riefen wir in Berlin den regierenden Parteien zu. Allen voran die SPD hat wiederholt ihre Versprechen an uns nicht eingelöst.

 

Angesichts der mittlerweile fast täglichen homophoben Ausfälle von AfD-Politikern scheinen die Bemühungen um den Abbau von Diskriminierung und um die Schaffung einer toleranten, Akzeptanz lebenden Gesellschaft noch ein mal besondere Bedeutung zu erlangen. 46 Jahre ist es jetzt her, dass in New York der Kampf gegen Unterdrückung und Ausgrenzung begonnen hat. Viel ist seitdem erreicht worden. Gesetzgebung und Gesellschaft sind in Deutschland ein weites Stück des Weges bereits gegangen. Das sollten wir angesichts der zunehmend hetzenden und diskriminierenden Parolen nicht vergessen.

 

Vielleicht schreit der rechte Rand auch deswegen so laut, weil er befürchtet, unser Kampf könnte tatsächlich zum vollen Erfolg führen. Die Öffnung von Ehe und Adoption für gleichgeschlechtliche Paare ist eine der letzten wichtigen rechtlichen Bastionen. Auch wenn die Union hier blockiert. Eine Mehrheit der Bevölkerung stimmt dieser Öffnung zu und auch die aktuelle Rechtssprechung macht Mut, dass es nicht mehr lange dauern kann. Vielleicht ist dies tatsächlich der Anlass, dass AfD und Demo für Alle umso vehementer auf Agitation und Hetze verfallen. Die weissen, heterosexuellen Männer haben das Gefühl, sie würden jetzt diskriminiert und die Minderheit werden. Das ist zwar einerseits lachhaft, jedoch könnten diese damit endlich mal nachfühlen, wie es uns seit Jahrzehnten geht. 

 

Der CSD Nord e.V. nimmt es als Herausforderung, unvermindert weiter zu kämpfen. Dabei fallen wir auch nicht auf die sehr durchschaubare Strategie herein, Minderheiten gegeneinander auszuspielen. Flüchtlinge aus anderen Kulturkreisen sind über unsere Rechte und unsere demokratische Grundordnung aufzuklären, über die Gleichberechtigung der Geschlechter ebenso, wie dass es normal ist, wenn sich zwei Männer oder zwei Frauen küssen. Das ändert jedoch nichts an unserer Einstellung zu offenen Grenzen und unserer Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen, die vor Krieg und Tod fliehen. Der CSD Nord e.V. unterstützt dabei das Netzwerk der Rainbow Refugees, damit fliehende Homo- und Transexuelle in den Aufnahmeeinrichtungen nicht vom Regen in die Traufe geraten. 

 

Angesichts der Bundestagswahl und den aktuellen Wahlergebnissen in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, wird die Kooperation auf ihrer Herbsttagung in Berlin, am 08. Oktober, gemeinsame Maßnahmen und Aktionen diskutieren, um in Norddeutschland ein klares Zeichen zu setzen.

 

Nicht ohne Grund ist unser Slogan: Politisch - kulturell - engagiert

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